Strahlende Kinderaugen und wunderbare Musik bei «The Lion King» in Zürich
Es waren nicht nur die Kinderaugen, die bei der besuchten Vorstellung im Theater 11 in Zürich strahlten. Auch die Erwachsenen haben gestaunt, als die Tiere der Savanne Afrikas sich durch den Theatersaal auf zur Bühne machten, um die Geburt des künftigen Königs zu feiern. Eine Vorstellung für die ganze Familie mit grossartigen Darsteller:innen, einer berührenden Geschichte und der wunderbaren Musik von Elton John.
Vogelgezwitscher, das Zirpen von Grillen und rhythmische Trommelschläge versetzten die Theaterbesucher direkt in die Savanne Afrikas. Mit einem eindringlichen «Nants‘ Ingonyma» verkündet Mandrill Rafiki, eine Geistheiler- und Schamanengestalt, die Geburt von Simba, Sohn des Löwenkönigs Mufasa und Königin Sarabis. Ein wahrlich magischer Moment, als sich die Tiere der Pridelands versammeln, um ihren zukünftigen König willkommen heissen.
Neidvoll reagiert Scar, Mufasas Bruder, auf die Geburt des jungen Löwen, denn dieser begehrt den Königsthron selbst. Mit Hilfe von seinem üblen Gefolge, den Hyänen, lockt er Mufasa in einen Hinterhalt und tötet ihn. Scar gibt Simba die Schuld am Tod des Vaters und redet dem jungen Löwen ein, dass er nicht mehr in die Pridelands zurück kann. Voller Schuldgefühle flieht Simba und hadert mit sich.
Im Dschungel trifft er auf Erdmännchen Timon und Warzenschwein Pumbaa. Die beiden bringen ihm die entspannte Art des Lebens näher und werden seine Freunde. Jahre später rettet er Timon und Pumbaa vor einer jagenden Löwin und erkennt nach kurzem Kampf Nala, seine Sandkasten-Freundin, die vor Scar geflohen ist. Die beiden verlieben sich. Mit Hilfe von Rafiki entschliesst sich Simba in seine Heimat zurückzukehren und sich Scar zu stellen.
Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Disney Animationsfilm aus dem Jahr 1994 und feierte 1997 seine Broadway-Premiere im New Amsterdam Theater. 1999 folgte die Premiere am Londoner West End und 2001 die deutschsprachige Uraufführung in Hamburg. Nach 2015 ist die englischsprachige Tour zum zweiten Mal in der Schweiz. Bis zum 10. März 2024 ist «The Lion King» im Theater 11 in Zürich zu erleben.
Regisseurin Julie Taymor hat ein Stück voller Fantasie und magischen Momenten kreiert. Die Handlung (Buch: Irene Mecchini und Roger Aller) basiert auf dem gleichnamigen Zeichentrickfilm mit ein paar Änderungen sowie zusätzlichen Szenen und Liedern. Die 232 Masken und Puppen von Julie Taymor & Michael Curry sind pure Magie, gerade auch deshalb, weil sie von den Darstellenden geschmeidig, elegant und authentisch dargestellt werden. Die Kostüme bilden mit den Masken und dem Make-up eine Symbiose und vereinen die Vielfältigkeit Afrikas. So finden traditionelle Gewänder, wie auch formelle Kleidung, die afrikanische Elemente wie Schnitte, Batiken, Stile und Farbenpracht enthalten, Verwendung. Das Makeup Design von Michael Ward ist ebenfalls an traditionelle Gesichtsbemalungen der Völkers Afrikas, wie zum Beispiel den Massai, angelehnt.
Das Bühnenbild von Richard Hudson ist eindringlich und hält den vielen Szenenbilder des Musicals stand. Es geht um die Erzählung von Simbas Lebensgeschichte und führt durch die afrikanische Savanne, in üppige Wälder mit Wasserfällen und ins Grasland mit tiefhängenden Wolken und der aufgehenden Sonne. Ergänzt wird das Bühnenbild mit warmen Farben und passenden Lichteffekten von Donald Holder.
Die eindringlichen Popmelodien gepaart mit afrikanischen Rhythmen und Chorgesängen stammen aus der Feder von Elton John, Hans Zimmer und Lebo M (Musik & Vokalarrangement) sowie Tim Rice (Liedtexte). Songs wie «Circle of Life», «Hakuna Matata», «Can You Feel the Love Tonight» sind bekannte Klassiker. Matt Abrams dirigierte das Orchester mit verve sicher durch die abwechslungsreiche Melodien. Garth Fagan integriert die Choreografie in die Erzählung, und treibt damit auch die Geschichte voran. Die Mischung aus afrikanischen Elementen, Hip-Hop und Ballett zeigt sich zum Beispiel bei der Jagd der Löwinnen, bei der Flucht der Gnus und auch beim Auflauf der Hyänen.
Nokolunga Madlala verkörpert Rafiki mit Ernsthaftigkeit, einer gut dosierten Portion Humor und starker Stimme. Vom übermütigen Löwenjungen, zweifelnd an sich selbst, zum zukünftigen Herrscher der Pridelands gelingt Aphiwe Nyezi mit wohlklingender Tenorstimme, überzeugend. Nokwanda Khuzwayo gibt Nala, Simbas Sandkasten-Freundin und spätere Königin, eindringlich und punktet durch ihre klangschöne Stimme. Als junger Simba und junge Nala sind Miles Jabbie und Adreanna Steventon-Todd zu sehen. Die beiden spielen ihre Rollen grossartig und begeistern mit ihrer Souveränität.
Fürsorglicher Vater und König zugleich, ist eine Herausforderung. Den Spagat meistert Jean-Luc Guizonne mit seiner eindringlichen Art der Darstellung spielerisch. Zazu, ein Hornvogel, ist der königliche Haushofmeister, Berater und Kindermädchen in Personalunion. Die Kombination von Schau- und Puppenspiel gelingt Andrew Jewson authentisch. Alan McHale als Timon und Carl Sanderson als Pumbaa sind die Garanten für die lustigen Elemente in der Geschichte. Ihr «Hakuna Matata» ist grandios.
Scar, neidvoller Onkel und hinterhältiger Mörder, sammelt im Stück wahrlich keine Pluspunkte. Brian Gilligan gelingt die Darstellung der schwierigen Rolle überzeugend. Die Anführer der Hyänen Shenzi, Banzai und Ed werden von Candida Mosoma, Michael Jeremiah und Alex Bloomer gespielt.
Ein spielfreudiges und grandioses Ensemble erweckt die Pridelands eindrücklich zum Leben und entführt die Besucher der Vorstellung in ein lebendiges Afrika. Das Publikum quittiert das mit Szenenapplaus, Jubelrufen und minutenlangen Standing Ovation am Abend der besuchten Vorstellung.
(Besuchte Vorstellung 28. Nov. 2023)