Gute-Laune Garantie – „Mamma Mia“ auf Tour
Im April 1974 gewann ABBA mit dem Song «Waterloo» den Grand Prix d’Eurovision de la Chanson. Auf den Tag genau 25 Jahre später fand am Londoner West End im Prince Edward Theatre die Uraufführung des Musicals «Mamma Mia» statt. Im November 2002 folgte die deutschsprachige Uraufführung im Operettenhaus in Hamburg. Basierend auf den erfolgreichsten ABBA-Songs kann das Stück bis heute weltweite Erfolge verbuchen und zählt zu den beliebtesten Jukebox-Musicals. Vom 12.-31. März 2019 macht die deutschsprachige Tour halt im Theater 11 in Zürich und ist anschliessend vom 02.-14. April 2019 im Musicaltheater Basel zu sehen.
Für ihre Hochzeit mit ihrer grossen Liebe Sky wünscht sie Sophie, dass ihr Vater sie zum Traualtar führt. Ihre Mutter Donna hat nie über ihren Vater gesprochen und ist diesem Thema immer aus dem Weg gegangen. Im Tagebuch ihrer Mutter findet Sophie heraus, dass sie drei mögliche Väter hat. Kurzerhand lädt sie die potenziellen Väter im Namen ihrer Mutter zur Hochzeit ein, in der Hoffnung ihren Vater sofort zu erkennen. Dies führt zu allerlei Irrungen, Wirrungen, zu neuen Erkenntnissen und am Ende kommt es zu dann tatsächlich zu einer Hochzeit.
Die unterhaltsame, stets etwas überzeichnete Geschichte mit einer ordentlichen Prise Humor sowie die wunderbaren Hits von ABBA machen das Stück (Buch: Catherine Johnson, Regie: Phyllida Lloyd) zu einem Erfolgsgaranten. Das einfache und unkomplizierte Bühnenbild mit den zwei halbrunden weissen Wandteilen, verwandelt sich rasch und ohne grossen Aufwand mal in eine Taverne, den Hafen, das Schlafzimmer von Donna oder den Strand inklusive Strandbar. Ein Pluspunkt ist das gelungene Licht von Howard Harrison, was dem Bühnenbild eine Aufwertung verleiht. Die Kostüme sind zeitgerecht und passend zum Stück. Hervorheben darf man die bunten Schlageroutfits mit silbernen Plateauschuhe bei der Zugabe. Dank der gelungenen Übersetzung der ABBA Songs von Michale Kunze funktioniert «Mamma Mia» wunderbar in deutscher Sprache. Die Einsparung an Musikern im Orchestergraben, im Vergleich zu der Originalproduktion, ist sind leider mehr als deutlich spürbar. Im Rahmen ihrer instrumentalen Möglichkeiten spielt die «Mamma Mia»-Band unter der Musikalischen Leitung von Michael Delhaye den poppigen Sound der ABBA Songs stark. Die Einspielungen beim Prolog und die Entr’acte sind viel zu wuchtig und laut und daher kein genussvolles Hörvergnügen. Dies hat zur Folge, dass abschliessend die Stimmen im ersten Moment abfallen, ehe man die leiseren Töne gewohnt ist.
An der Hochzeit der Tochter dürfen die beiden besten Freundinnen der Brautmutter Donna, Tanja und Rosie, natürlich nicht fehlen. Die beiden haben dann auch einiges zu tun, als sie von Donna erfahren, wer sich ebenfalls auf der Insel befindet und welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Sabine Meyer als Donna besticht durch ihr ausdrucksstarkes Schauspiel und zeigt, dass Donna als alleinerziehende und selbstständige Frau wunderbar ohne Mann zurechtkommt. Stimmlich setzt sie starke Akzente – bei dem Song «Der Sieger hat die Wahl» punktet sie mit ihrer wunderbaren Belt-Stimme während sie «Durch meine Finger rinnt die Zeit» sehr gefühlvoll intoniert. Betty Vermeulen als quirlige und temperamentvolle Tanja und Barbara Rauengger als aufgestellte Rosie begeistern durch ihr unterhaltsames Schauspiel und überzeugen bei Songs wie «Wenn das Mami wüsst’» und «Komm und wag’s mit mir». Die Charaktere sind für die drei Damen nicht unbekannt und dadurch harmoniert das Trio auf der Bühne wunderbar. Das Timing der komödiantischen Einlagen ist perfekt und sorgt für viele Lacher auf Seiten des Publikums.
Katharina Gorgi als Sophie punktet mit ihrem natürlichen Schauspiel und klangschöner Stimme. Marvin Kobus Schütt als Sky steht seiner Bühnenpartnerin in nichts nach. Gemeinsam spielen sie glaubhaft das junge Paar, dass erst durch das ganze Tohuwabohu im Rahmen ihrer geplanten Hochzeit, seinen richtigen Weg findet. Die Freude von Sophie und Sky werden von Abla Alaoui (Lisa), Livia Wrede (Ali), Timo Muller (Eddie) und Brad Corben (Pepper) gespielt. Architekt Sam, Schriftsteller Bill und Banker Harry sind die drei potentiellen Väter von Sophie und sorgen bei Donna für ein Chaos der Gefühle und Erinnerungen. Detlef Leistenschneider als Harry, Jörg Zuch als Bill und Gerd Achilles als Sam zeigen eine rollendeckende Darstellung.
Das Stück überzeugt allen voran durch die mitreisenden Melodien von „ABBA“. Die flotten und mitreissenden Choreografien von Anthony Van Last sind vom Timing her perfekt und es macht einfach Freude zuzuschauen. Man spürt förmlich mit wieviel Spielfreude und Spass das Ensemble agiert und das überträgt sich auf das Publikum. Beim Finale hielt es bei den Songs „Mamma Mia“, „Dancing Queen“ und „Waterloo“ niemanden mehr auf seinem Sitz. «Mamma Mia» ist ein Gute-Laune Musical par Excellence und man verlässt die ABBA-Songs summend das Theater.