Kurz nachgefragt: Marco Wyss
Im Jahr 2004 legte der ehemalige Tourismus-Direktor der Ferienregion Heidiland Marco Wyss mit seinen Mitbegründern den Grundstein zum Musicalstandort Walenstadt. Im Jahr 2008 übernahm Wyss das Verwaltungsratspräsidium und seit 2009 ist er für die operative Gesamtleitung der Walensee-Bühne verantwortlich. Im Rahmen der Premiere zu „Titanic – Das Musical“ hat Musicalstories & Photography bei Marco Wyss kurz nachgefragt.
Ursprünglich war die Walensee-Bühne nur als einmaliges Projekt mit dem Musical „Heidi“ geplant. In diesem Jahr sind es zehn Jahre. Wie blicken Sie persönlich auf die vergangenen zehn Jahre zurück?
Es war eine wunderbare Zeit und zeigt, dass man zusammen mit Mitstreitern und dem Willen etwas erreich zu wollen, aus einem einjährigen Projekt ein mehrjähriges machen kann. Solche Projekte sind schwierig, risikoreich und hängen mit einer riesigen Verantwortung zusammen. Dies zu Wissen erfordert auch immer eine gewisse Demut. Ich habe eine riesen Freude daran, dass uns dies gelungen ist.
„Heidi -Das Musical„Teil1+2, „Die Schwarzen Brüder“ und „Tell – Das Musical“ waren Eigenproduktionen. Mit „My Fair Lady“, „Titanic“ und 2017 mit „Saturday Night Fever“ spielen Sie Produktionen mit eingekauften Aufführungsrechten. Wie kam es zu diesem Wandel und ist es eine andere Richtung, die Sie einschlagen?
Es ist ein bisschen ein Wandel, ja. Es ist richtig, dass wir die Rechte einkaufen aber wir inszenieren die Stücke selber. Wir kaufen keine fertigen Stücke ein. Es zeigt einfach, dass wir nicht für den Geschichtsunterricht der Schweiz verantwortlich sind, sondern möchten Stücke zeigen, welche die Leute sehen wollen. Wir sind zu 90% von den Ticketverkäufen und zu 10% von Sponsoren finanziert und ohne diesen Wandel, wäre ein weiteres Bestehen der Walensee-Bühne schwierig. Es ist ein enormes Risiko und wir haben festgestellt, dass die grossen Titel beim Publikum gut ankommen.
Könnten Sie sich vorstellen an der Walensee-Bühne mal was anderes zu zeigen, als Musical? Oper, Operette oder Schauspiel vielleicht?
Ich persönlich kann mir fast alles vorstellen zu machen. Man muss in diesem Punkt schauen, was sind die eigenen Bedürfnisse und was ist der Sache dienlich. Heutzutage gibt es viel zu sehen und vieles macht sich Konkurrenz. Daher muss man schauen, dass die Auswahl stimmt. Wir wollen weiter bestehen, aber auch die anderen sollen und wollen weiter bestehen.
Gab es in den letzten zehn Jahren entscheidende Umstände, die das ursprünglich geplante komplett auf den Kopf gestellt haben?
Nein eigentlich nicht. Wir haben in den letzten zehn Jahren immer versucht zu optimieren und ein grosses Thema ist immer die Kostensituation. Diese muss man im Griff haben und man darf nicht überborden. Mit der Überdachung im Zuschauerbereich haben wir sicher einen grossen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
„Titanic – Das Musical“ lief damals in Hamburg mit mässigem Erfolg und kam bei Presse und Zuschauen nicht so gut an. Geht man solche Risiken bewusst ein, wenn man für diese Art von Stück die Rechte einkauft?
Dies sind Risiken, die man vorher nur bedingt abschätzen kann. Man glaubt an diese Entscheidung, die aufgrund von Annahmen, Vermutungen und Fakten getroffen wird. Ein Restrisiko bleibt natürlich und das es heute so ist wie es ist, dass ist nicht selbstverständlich.
Wo sehen Sie die Walensee-Bühne in zehn Jahren?
Als stark gefestigte Institution, mit Aufführungen alle zwei Jahre. Diesen Rhythmus wollen wir zum Wohle der Bevölkerung, den Emissionen und der Belastung für Walenstadt so beibehalten. In den Zwischenjahren wollen wir die Festigung mit Produktionen entweder an einem anderen See oder wie jetzt mit der Produktion „Spatz und Engel“ (Die wahre Liebesgeschichte zwischen Edith Piaf und Marlene Dietrich), mit welcher wir bereits im Herbst diesen Jahres auf Tournee gehen, ausbauen.