Generalprobe von „Knie – Das Zirkus-Musical“ in Dübendorf
Die Generalprobe ist die erste Vorstellung vor Publikum. Das Ensemble kann zum ersten Mal zeigen, was in teils wochenlangen Vorbereitungen und Proben mit dem Kreativ Team erarbeitet wurde. Besonders spannend ist dies bei einem völlig neu entwickelten Stück. So machten sich Frau und Mann, Schweizer und nicht Schweizer gespannt auf den Weg nach Dübendorf zum Airforce Center, um am 10. März 2019 bei der Generalprobe von «Knie – Das Zirkus Musical» dabei zu sein. Bis zum 3. Mai 2019 ist das Musical in Dübendorf, anschliessend folgt das Gastspiel vom 7. Juni bis 7. Juli 2019 in Bern. Am 5. November bis 22. Dezember 2019 heisst die Station Musicaltheater Basel.
Der Zirkus Knie ist der Schweizer Nationalzirkus mit einer über 200-jährigen Familiengeschichte. Gründer war im Jahr 1803 Friedrich Knie. Sein Vater Friedrich Knie Sen. war der Leibarzt der Österreichischen Kaiserin Maria Theresia. Gegen den Willen seines Vaters brach Friedrich Jun. sein Medizinstudium ab und schloss sich einer Kunstreitertruppe an. In Antonia Stauffer lernte er eine junge Frau kennen, welche die Leidenschaft und Faszination mit ihm teilte. Nach seinem Tod kämpfte Antonia Stauffer um das Überleben der Arena Knie, ehe im Jahr 1850 deren Sohn Karl die Geschäfte übernahm.
Zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871) musste die Arena ihren Betrieb einstellen. Ludwig Knie gelang es mit seiner Ehefrau Marie Heim Ende des 19. Jahrhunderts die Arena Knie wiederaufzubauen. Deren Sohn Friedrich stellte im Jahr 1900 den Antrag auf Erteilung des Schweizer Bürgerbriefs. Im Jahr 1907 liess sich die 3. mit bereits der 4. Generation in Rapperswil nieder, wo auch heute noch der Hauptsitz ist, sich das Winterquartier und sich der Knie Kinderzoo befindet. Während des ersten Weltkriegs waren Gastspiele im Ausland nicht möglich. Gegen den Willen ihrer Mutter Marie Heim wandelten die Söhne Friedrich, Karl, Eugen und Rudolf die Arena in einen Zirkus mit Zelt um. Das war die Geburt des Schweizer Nationalzirkus Gebrüder Knie. Durch Uneinigkeit der vier Brüder über die Programmgestaltung kam es zum Streit. Weil das Publikum ausblieb, drohte ein finanzielles Fiasko, welches von Friedrich Knie (4. Gen.), durch eine private finanzielle Einlage, verhindert werden konnte.
Mit Friedrich «Fredy» (1920–2003) und Rudolf «Rolf» (1921–1997), den Söhnen aus der Ehe von Friedrich und Margrit Lippuner, leitete bereits die 5. Generation die Geschicke des Zirkus Knie. Während des zweiten Weltkriegs stand die Familie Knie auf der schwarzen Liste der Nazis, weil sie beim ihrem Zirkusprogramm «Olympia» 1936 die Hakenkreuze auf den Fahnen wegliessen. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen mit den Söhnen Fredy Jun. (*1946) und Rolf (*1949), Söhne von Friedrich «Fredy» Knie, sowie Louis (*1951) und Franco (*1954), Söhne von Rudolf «Rolf» Knie, die 6. Generation auf die Welt. Mittlerweile wird der Zirkus von der 7. Generation geleitet und die 8. Generation steht auch bereits in der Manege.
Allein schon anhand dieser Zusammenfassung kann man erahnen, dass sich die Familiengeschichte der Knies, mit all den Höhen und Tiefen, hervorragend als Stoff für die Musicalbühnen eignet. Das Musical zeigt die Geschichte von der Gründung im Jahr 1803 bis zum Zeitpunkt als die 6. Generation das Familienunternehmen übernimmt. Rolf Knie zeichnet sich für Drehbuch und Regie verantwortlich, Simon Eichenberger für die Co-Regie sowie die Choreographie und die Texte stammen von Peter Pfändler. Patric Scott, der auch Music Director ist, schrieb zusammen mit Martin de Vries die Musik und die Liedtexte. Peter Rothe, der zusammen mit Rolf Knie auch das Bühnenbild des «Salto Natale» kreiert, schuf das Bühnenbild und das Lichtdesign stammt von Jacques Rouveyrollis. Für die Spezialeffekte, und da hat es im Musical einige, ist Dani Lary verantwortlich.
Die Spannung beim Betreten des Chapiteau am Airforcecenter in Dübendorf ist spürbar. Sofort fühlt man sich unmittelbar in die Welt des Zirkus Knie hineinversetzt. Plakate von alten Produktionen hängen überall im Vorzelt, zwei bronzene Elefantenfiguren begrüssen die Zuschauer und eine Bar ist in der Mitte des Vorzelts aufgebaut.
Bis zum Beginn der Generalprobe hat man allerlei zu schauen und Plakate zu bestaunen. Besucher rätseln über die Jahreszeiten der Shows, fachsimpeln über das «Wie» der möglichen Umsetzung und kramen Erinnerungen aus ihrer Kindheit hervor. Viele Menschen in der Schweiz wachsen mit dem Zirkus Knie auf und der jährliche Besuch ist eine geliebte Tradition. Gespannt betritt man das grosse Chapiteau. Die Zuschauerreihen sind in einem Halbrund, wie bei einem richtigen Zirkus angeordnet, und man kann von jedem Platz aus wunderbar die Geschehnisse auf der Bühne verfolgen. Im mittleren Sektor steht noch der Tisch des Kreativ-Teams, welches noch über die Vorgänge auf der Bühne wacht. Auf der Bühne ein Schrank, der einem grossen antiken Reisekoffer gleicht.
Die Show beginnt und sofort fühlt man sich ins Jahr 1803 versetzt. Die Kostüme, die Sprache und das Bühnenbild geben dies wieder. Nach der Verkündung Friedrichs an seinen Vater, dass er das Studium des Medicus an den Nagel hängen wird, ertönen die ersten Takte der Musik des Songs «Fort von dir». Die Textzeilen zeugen von der Freiheit, die Friedrich in diesem Moment verspürt «…Und ich schweb überm Boden. Ich spüre wie der Wind mich trägt, Papa ich muss nun fort…». Gefühlvoll auch die Szene als Friedrich seine Antonia «Toni» Stauffer kennengelernt und beim Wiedersehen nach vielen Jahren mit seinem Vater einen viel zu frühen Tod stirbt.
Es ist eine Zeitreise durch die Jahrhunderte und die Generationen der Familie. Keine Frage, die Geschichte der Familie ist berührend, spannend, tragisch aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Der Zuschauer sieht ein Musical, dass einen in die Geschichte der Zirkusdynastie eintauchen lässt, und auch die Magischen sowie die Zirkusmomente kommen nicht zu kurz. Eine wirklich gelungene Mischung einer Familiengeschichte mit vielen Facetten.
Auf der Bühne stehen mit die besten Musicaldarstellerinnen und Musicaldarsteller der Musicalszene sowie fantastische Artisten. Der Schweizer Florian Schneider mimt den Vater Knie sowie den Otto Köschler und Fredy Knie Sen (5. Gen.). Als Sohn an seiner Seite ist Alexander Klaws (alternierend Friedrich Rau) als Friedrich Knie und Fredy Knie Sen. (jung, 5. Gen.) zu sehen. Judith Jandl verkörpert Antonia Stauffer. Marie Knie wird von der Schweizerin Brigitte Oelke verkörpert. Als Figuren, welche die Zuschauer mit auf die Reise durch die Generationen nehmen, sind Nadja Scheiwiller als Showgirl Nina und Peter Brownbill als Pipo zu sehen. Mit Mischa Kiek (Eugen, Franco Knie (6. Gen.), Patrick Imhof (Friedrich Knie (4. Gen.), Fabio Diso (Karl Knie jung, 4. Gen., Louis Knie 6. Gen.) Christian Bartels (Karl Knie, 4. Gen.) und Thomas Pruckner (Rudolf Knie (4. Gen.) stehen weitere namhafte Darsteller auf der Bühne. Im Ensemble sind Elisa Filace, Anne Hoth, Gerrit Hericks, Tara Randell, Philip Anderson, Brittany Young, Gabriele Bruschi, Lauren Mayer, Rosalie van Wengerden, Diel Therrien, Hinako Sakuraoka und Wolfgang Schwingler zu sehen.
Fantastisch agierende Artistinnen und Artisten ergänzen das Musical Ensemble: Alexandr Smirnov, Sergey Drogalev, Elena Drogaleva, Nicol Nicols, Jozef Pakucza, Alexander Tiginyanu, Sabina Muradova, Victor Rossi und Antoninio de Jesus. Die Band, unter der Leitung von Bandleader Gaudens Bieri, bringt die abwechslungsreiche und durch die Generationen gehende Musik von Patric Scott und Martin de Vries klangvoll zu Gehör.
«Zirkus ist alles und alles ist Zirkus» zieht sich durch das Stück und ist nicht nur der Familienleitspruch, sondern steht ebenfalls für eine wirklich gelungene und sehenswerte Produktion.
Fotogalerie zu „Knie – Das Zirkusmusical“ in Dübendorf, 2019